Uranmüll aus Gronau erreicht St. Petersburg

Rosatom will für Uranmüll auch Schnelle Brüter bauen

Das Frachtschiff Mikhail Dudin hat am gestrigen Dienstag (26.11.2019) den Hafen von St. Petersburg erreicht. An Bord sind rund 80 Fässer mit insgesamt rund 900 t abgereichertem Uranhexafluorid (UF6) aus der deutschen Urananreicherungsanlage in Gronau /Westfalen.
Der atomare Abfall wird nun auf einen Zug verladen für die russische Atomanlage Novouralsk. Bereits am Montag hatte es eine Protestaktion am deutschen Konsulat in St. Petersburg gegeben, wie gestern die Tagesschau berichtete.

Am Wochenende hatte es auch in weiteren Städten Russlands diverse Proteste gegeben, darunter in Novouralsk und Moskau. Eine Online-Petition von Greenpeace Russland gegen die Fortführung der Uranmüllexporte von Gronau nach Russland hat inzwischen rund 44.000 Unterschriften erzielt.

Zusätzlich alarmierend ist die jüngste Ankündigung des staatlichen russischen Atomkonzerns Rosatom über die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti, für die Beseitigung des rund 1 Mio. Tonnen großen Bestands an abgereichertem UF6 in Russland bis 2080 sogar Schnelle Brüter bauen zu wollen.
Dabei wolle man dann plutoniumhaltige MOX-Brennelemente einsetzen.
Aufgrund der erheblichen technischen Probleme und Gefahren von Schnellen Brütern bezweifeln die russischen und deutschen Umweltorganisationen, dass Urenco sowie die Bundesregierung in Zukunft die schadlose und rein zivile Nutzung des abgereicherten UF6 in Russland tatsächlich garantieren können.
In Deutschland scheiterte der Bau des Schnellen Brüters in Kalkar bekanntlich an den unkalkulierbaren Risiken – heute befindet sich in der Bauruine ein Freizeitpark.

„In mehreren Regionen Russlands kommt es inzwischen zu Protesten, denn der Deal zwischen der deutschen und russischen Atomindustrie ist ganz offensichtlich eine erhebliche Belastung für zukünftige Generationen. Wir wollen keine Lagerstätten für abgereichertes UF6, die sich bis zum Horizont erstrecken. Wir wollen auch keine Zukunft mit Schnellen Brütern – wir wollen erneuerbare Energien,“ erklärte Rashid Alimov, Energieexperte von Greenpeace Russland.

„Es wird immer deutlicher, dass es keine schadlose Entsorgung des Gronauer Uranmülls in Russland gibt. Stattdessen heizen die Exporte des Urananreicherers Urenco sogar den Ausbau derrussischen Atomindustrie an – wie kann die Bundesregierung dabei einfach tatenlos zuschauen? Der Uranmüllexport ist unverantwortlich und muss eingestellt werden – Urananreicherung ist selbst beim Abfall eine extrem gefährliche Technologie, die keine Zukunft haben sollte,“ ergänzte Kerstin Rudek von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

Am kommendem Sonntag, 1. Dezember, findet in Gronau an der Urananreicherungsanlage um 14 Uhr der traditionelle Sonntagsspaziergang statt.
(PM)