Solidarität mit Professor Niko Froitzheim

Protest gegen die Klimakrise darf nicht kriminalisiert werden

(Beitragsbild: © iStock-Younes Kraske)

Prof. Niko Froitzheim in Lützerath Januar 2023

Wenn Sie unterzeichnen wollen, bitte eine Mail mit diesen Infos schicken an solidaritywithniko@gmail.com: Name, Titel (falls vorhanden), fachlicher Hintergrund/Beruf, Institution/Organisation, Standort.

Es ist den Klimaprotesten zu verdanken, dass Öffentlichkeit und Politik den Folgen der Erderhitzung mittlerweile mehr Aufmerksamkeit schenken, dass die verantwortlichen Akteure identifiziert und zunehmend in die Verantwortung gezogen werden. Zugleich erleben wir auch in Deutschland eine immer stärkere Kriminalisierung von Klimaschützer*innen: Sie werden von den Sicherheitsbehörden beobachtet, friedlicher Protest wird in die Nähe von Terrorismus gerückt. Angesichts der bundesweiten Razzien gegen Klimaschützer*innen im Mai 2023 hat UN-Generalsekretär António Guterres die vitale Bedeutung von Klimaprotesten betont und Deutschland dazu aufgefordert, Aktivist*innen zu schützen, statt sie zu drangsalieren.

Ein Klimaschützer, der nun vor Gericht steht, ist Professor Nikolaus (Niko) Froitzheim von der Universität Bonn. Ihm wird vorgeworfen, mit weiteren Wissenschafter*innen und Studierenden am 06.04.2022 die Kronprinzenbrücke im Berliner Regierungsviertel blockiert zu haben. Anlass der friedlichen Blockade war die Veröffentlichung des neuesten IPCC-Berichts, der die Notwendigkeit drastischer Klimaschutzmaßnahmen für das andernfalls bald verfehlte 1,5-Grad-Ziel betonte. Weltweit protestierten Wissenschaftler*innen an diesem Tag gegen die bislang völlig unzureichende Klimapolitik. Es folgten Verhaftungen und Strafverfolgung. Das Verfahren gegen Niko Froitzheim ist einer der ersten Prozesse gegen einen Universitätsprofessor im Kontext von Klimaschutzaktivismus in Deutschland.

Niko Froitzheims politisches Engagement und seine wissenschaftliche Arbeit sind untrennbar verbunden. Als Professor für Geologie weiß er das Ausmaß der Zerstörung von Ökosystemen und der Klimakatastrophe genau einzuschätzen. Sein Verständnis der planetarischen Krise und das Wissen um die absolute Dringlichkeit von Gegenmaßnahmen haben ihn zum Klimaaktivismus gebracht. Niko Froitzheim ist aber nicht nur Wissenschaftler und Aktivist. Er ist auch ein engagierter Hochschullehrer, denn er stellt sich an die Seite seiner Studierenden, deren gesamtes weiteres Leben von der Klimakrise gezeichnet sein wird. Niko Froitzheim kämpft um das Recht dieser jungen Menschen auf eine weiterhin bewohnbare Welt.

Als Wissenschaftler*innen und Kolleg*innen stehen wir hinter Niko Froitzheim, hinter seinem Engagement für mehr Bewusstsein um die Dramatik des Klimawandels und seinem Protest für eine gerechte und effektive Klimapolitik. Dieser Einsatz darf nicht kriminalisiert und abgestraft werden. Repressionen gegen Klimaschützer*innen wie Niko Froitzheim sind auch ein Angriff auf kritische, engagierte Wissenschaft.

Die Klimakrise ist real und gewaltig. Es bleibt kaum noch Zeit, ihre verheerendsten Auswirkungen einzudämmen. Die Stimmen derer, die mit friedlichem Protest darauf hinweisen, müssen gehört werden, nicht zum Verstummen gebracht.

Bonn, 12.06.2023

(Quelle: Prof. Niko Froitzheim)

English version

Protests against the climate crisis must not be criminalised.

Solidarity with Professor Niko Froitzheim

If you want to sign, please send an email with this information to solidaritywithniko@gmail.com: name, title (if applicable), discipline/profession, institution/organisation, city

It is thanks to the climate protests that the public and politicians are now paying more attention to the consequences of global warming, that the responsible actors are being identified and held accountable at all. At the same time, we have been experiencing an increasing criminalization of climate activists in Germany: they are being watched by the security authorities and peaceful protest is being smeared as “terrorism”. In view of the nationwide police raids of climate activists’ homes in May 2023, UN Secretary-General António Guterres stressed the vital importance of climate protests and called on Germany to protect activists instead of harassing them.

One climate activist who is now on trial is Professor Nikolaus (Niko) Froitzheim of the University of Bonn. He is accused of having blocked the Kronprinzenbrücke in Berlin’s government district together with other scientists and students on 6 April 2022. The reason for the peaceful blockade was the publication of the latest IPCC report that emphasised the need for drastic climate mitigation measures and the threat of missing the 1.5˚C target soon otherwise. On that day, scientists worldwide protested against so far completely inadequate climate politics. Arrests and prosecutions followed. The trial against Niko Froitzheim is one of the first trials against a university professor in the context of climate change activism in Germany. 

Niko Froitzheim’s political commitment and his scientific work are inextricably linked. As a professor of geology, he has a profound understanding of the magnitude of ecosystem degradation and climate catastrophe. His knowledge of the planetary crisis and of the absolute urgency of countermeasures have brought him to climate activism. But Niko Froitzheim is not only a scientist and activist. He is also a committed university teacher, as he stands alongside his students, whose entire futures will be scarred by the climate crisis. Niko Froitzheim fights for the right of these young people to a world that remains inhabitable.

As scientists and colleagues, we stand behind Niko Froitzheim, his commitment to raising awareness of the dramatic nature of climate change and his protest for just and effective climate politics. This commitment must not be criminalised and punished. Repression against climate activists like Niko Froitzheim is also an attack on critical, engaged science.

The climate crisis is real and enormous. There is little time left to contain its most devastating effects. The voices of those pointing this out with peaceful protest must be heard, not silenced.

Bonn, 12.06.2023

Prof. Niko Froitzheim