Über 150 Demonstrierende in Ahaus & Jülich
Allein der Transport des leeren Probe-Castors von Jülich nach Ahaus hat einen massiven Polizeieinsatz erfordert. Bei über 100 Tonnen Panzerung des Spezial-LKW, zahlreichen Einsatzfahrzeugen und Hubschraubereinsatz der Polizei wird deutlich, dass ein enormer Sicherheitsaufwand besteht, um die Castor-Behälter von Jülich nach Ahaus zu bringen – dabei trägt die Atommüllverschiebung kein Stück zur Problemlösung im Hinblick auf eine Endlagerung bei, kritisieren die Anti-Atomkraft-Initiativen.
In Ahaus demonstrierten am Abend rund 150 Menschen gegen die Castortransporte und zogen mit einer Demo und einem Trecker-Korso auf die entscheidende Kreuzung an der Schorlemer Straße/ Schöppinger Straße, die das circa 30 Meter lange Spezialgefährt passieren musste. Auch in Jülich wurde bei der Abfahrt demonstriert. An beiden Orten gab es ein großes Polizeiaufgebot und der Konvoi zog sich teilweise auf eine Länge von etwa 2 Kilometern. Bereits circa 4 Stunden vor der Ankunft in Ahaus gab es vor dem Zwischenlager eine Kontrolle und Platzverweise für ein Auto mit Atomkraftgegner*innen, die noch nicht die gesperrte Straße befuhren. Auch an Autobahnbrücken im Ruhrgebiet kam es zu Kontrollen, dabei waren auch offenbar auch Zivilfahnder im Einsatz. Eine spontane Mahnwache auf einer Autobahnbrücke wurde von der Polizei verhindert.
„Das Forschungszentrum Jülich als Verursacher des Atommülls wälzt sein radioaktives Problem auf die Ahauser Bevölkerung ab – und die grün geführte NRW-Atomaufsicht und das Bundesumweltministerium schauen dabei zu und delegieren die Durchsetzung an die Polizei“, kritisiert Marita Boslar vom Jülicher Aktionsbündnis „Stop Westcastor“.
Nach Ansicht von Kerstin Ciesla vom BUND NRW ist die sogenannte Ahaus-Option gescheitert: „Selbst der Transport des leeren Probe-Castor ist offenbar nur mit massivem Polizei-Einsatz möglich. Dabei hat die Polizei in Zeiten von antisemitischen und rassistischen Straftaten und einer anstehenden Fußball-EM Wichtigeres zu tun, als dem Forschungsstandort Jülich den Atommüll vom Hals zu schaffen.“
Peter Bastian vom Aktionsbündnis Münsterland weist darauf hin, dass Castoren bereits etwa 30 Jahre alt sind. „Die Castor-Behälter sind ursprünglich für 40 Jahre ausgelegt, bereits ab 2030 haben sie diese Lebensdauer erreicht. Was dann passiert ist völlig unklar. In Ahaus ist keine Konditionierung oder Neuverpackung des Atommülls möglich. Das hat die NRW-Atomaufsicht bei allen formalen Schritten, die sie beaufsichtigt, offenbar gar nicht im Blick“, erklärt er. „Deswegen kritisieren wir jeden einzelnen der geplanten 152 Castor-Transporte und werden diese mit Protesten begleiten.“ Der ganze Aufwand und die Kosten wären nach Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen in einem neuen, möglichst sicheren Zwischenlager in Jülich deutlich besser investiert.
Die Castor-Route führte wie beim vorherigen Probe-Transport von der A44 und A46 über die A57 bei Neuss und dann durch heikle Passagen wie den Düsseldorfer Flughafen-Tunnel (A44) und die Großbaustelle am Autobahnkreuz Kaiserberg (A3). Ab dem Autobahnkreuz Kaiserberg führte die Probefahrt dann kreuz und quer über die Duisburger Stadtautobahnen (A40, A59, A42) durch dicht besiedeltes Gebiet um letztendlich wieder auf die A3 zu gelangen. Von dort aus ging es über die A31 nach Ahaus.