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Wende im Jülicher-Castor-Streit?

  • NRW-Atomaufsicht und BASE: Keine Erdbebengefahr mehr für Jülicher Castor-Lager!
  • Landesregierung könnte Räumungsanordnung nun aufheben
  • Montag, 6. November: Proteste in Jülich und Ahaus gegen Castor-Probetransport

Jülich/Ahaus, 02.11.2023. Bei einem Gespräch mit Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbänden teilte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur letzte Woche mit, dass in Bezug auf die Lagerung der 152 Castorbehälter mit 300 000 hochradioaktiven Brennelementen im Jülicher Zwischenlager der Punkt Erdbebengefahr als Verfahrenshindernis anscheinend ausgeräumt werden konnte. Das hatte zuvor auch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) mitgeteilt. Damit entfällt der Hauptgrund, warum 2014 die unverzügliche Räumung des Jülicher Zwischenlagers angeordnet worden war. Die Anordnung durch die NRW-Atomaufsicht diente vor allem als vorrangiges Argument für den Abtransport der 152 Castoren von Jülich nach Ahaus. Diese gefährlichen Castor-Transporte quer durch NRW haben nun noch weniger als bisher eine Berechtigung. Nach Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen kann die zuständige NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur nunmehr die bisherige Räumungsanordnung aufheben und sich stattdessen ganz auf den Neubau eines Castor-Lagers in Jülich konzentrieren.

„Es besteht also keine Eile, das Jülicher Zwischenlager zu räumen. Die Gutachten zeigen, dass eine kurzfristige Ertüchtigung des bestehenden Jülicher Castor-Lagers und eine langfristige Lagerung in einem möglichst sicheren Zwischenlager-Neubau möglich sind.“

Marita Boslar (Aktionsbündis „Stop Westcastor“

Unklar ist allerdings noch, wie weit der Genehmigungs-Prozess für den kurzfristigen Weiterbetrieb des Jülicher Zwischenlagers vorangeschritten ist, welche weiteren Unterlagen immer noch nicht von der Jülicher Gesellschaft für Entsorgung von Nuklearanlagen (JEN) eingereicht wurden.

„Wir sind wütend darüber, dass die JEN nur auf den widersinnigen und gefährlichen Abtransport der Castoren nach Ahaus fokussiert ist. Der Neubau eines Zwischenlagers in Jülich wird seit über zehn Jahren hintertrieben und verzögert. Die Verantwortung für die langfristige Lagerung und Vorbereitung des Atommülls für die Endlagerung muss bei den Verursachern in Jülich verbleiben! Deshalb gehen wir am kommenden Montag um 17 Uhr in Ahaus und um 19 Uhr in Jülich erneut mit Mahnwachen auf die Straße.“

Felix Ruwe (BI „Kein Atommüll in Ahaus“)

Wie das BASE der Anti-Atomkraft-Organisation .ausgestrahlt vergangene Woche auf Anfrage mitteilte, ist man bereits 2022 zu der Erkenntnis gekommen, dass die Erdbebensicherheit entgegen früherer Annahmen doch gegeben sei.

„Es ist schier unglaublich mit welcher unverantwortlichen Verschleppungstaktik die JEN seit über zehn Jahren die sichere Lagerung ihres Atommülls boykottiert. Das alles passiert unter den Augen zweier Bundesministerien und eines NRW-Landesministeriums, die Teil des dortigen Aufsichtsrates sind. Selbst nach der Mitteilung des BASE an die JEN 2022, dass die Erdbebensicherheit wohl doch gegeben ist, arbeitet die JEN nicht ausreichend daran, den genehmigungslosen Zustand des bestehenden Zwischenlagers zu beenden. Immer noch fehlen der BASE angemahnte Unterlagen von der JEN. Die NRW-Landesregierung muss dringend Verantwortung im Aufsichtsrat übernehmen, nicht zuletzt um die Aussagen ihres Koalitionsvertrages zur Verhinderung unnötiger Atommüll-Transporte zu erfüllen. Ihrer Aufsichtsrolle gerecht werden müssen auch die drei Bundesministerien, für Umwelt, für Finanzen und für Forschung, die die Option der weiteren Lagerung in Jülich bislang beharrlich ignorieren.“

Helge Bauer (.ausgestrahlt)

„Es muss hier endlich um langfristige, maximale Sicherheit für den hochbrisanten Atommüll gehen – denn auch das Ahauser Zwischenlager hat nur eine Genehmigung bis 2036 und entspricht nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik! Castortransporte nach Ahaus führen also zu einem ähnlichen Desaster wie jetzt in Jülich.“

Kerstin Ciesla (BUND Landesverband NRW)

Die Mahnwachen in Jülich und Ahaus finden am kommenden Montag, 6. November, um 19 Uhr vor dem Forschungszentrum in Jülich und um 17 Uhr am Kreisverkehr Kurt-Schumacher-Ring/Tobit in Ahaus statt. Anlass ist der ab dem 6. November angekündigte 2. Probe-Castortransport von Jülich nach Ahaus mit einem kompletten Leer-Castor.

3. November: Lecomte und Poddig in Jülich

Ein Abend mit den Aktivistinnen Cécile Lecomte und Hanna Poddig

„Atomtransporte stoppen? Weiterhin wichtig und richtig!“

Jülich, 27.10.2023. Das globalisierungskritische Netzwerk Attac Inde-Rur und das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ laden zu einer Abendveranstaltung mit den Aktivistinnen und Autorinnen Cécile Lecomte und Hanna Poddig in den Jülicher Kulturbahnhof (Bahnhofstraße 13) ein. Die Veranstaltung ist am Freitag, 3. November 2023, im kleinen Saal und beginnt um 19 Uhr. „Warum wir es weiterhin richtig und wichtig finden, Atomtransporte zu stoppen“, erklären Lecomte und Poddig an diesem Abend. Des Weiteren berichten sie über die Notwendigkeit von verschiedenen Formen des Protestes gegen Atomanlagen und Atomtransporte. Der Eintritt ist frei.

Aufgrund ihres Engagements gegen Atomtransporte erhielt Lecomte 2022 den „Nuclear-free Future Award“ – den Ehrenpreis in der Kategorie „Besondere Anerkennung“.

Mit ihren spektakulären Abseilaktionen, hat sie es immer wieder geschafft, die Öffentlichkeit auf die Problematik der Atomkraft aufmerksam zu machen. In der Szene ist sie auch als „Eichhörnchen“ bekannt. Zu den geplanten Castor-Transporten von Jülich nach Ahaus sagt Lecomte:„Die Verschiebung von Atommüll ist keine Lösung. Das ist sinnlos und gefährlich. Kreativer Widerstand ist notwendig.“

Hanna Poddig hat unter anderem „Radikal mutig. Meine Anleitung zum Anderssein“, verfasst. Als Kletteraktivistin war sie für die Umwelt- und Naturschutzorganisation „Robin Wood“ an zahlreichen Aktionen beteiligt, darunter Castor-Blockaden in Gorleben (Wendland).

Weitere Infos:

http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/ 

https://de.wikipedia.org/wiki/Hanna_Poddig https://urantransport.de/2017/05/aktivistin-im-knast-wegen-urantransportblockade-2012/

DOE’s Office of Hearings and Appeals Compels the Savannah River Site to Release Key Documents

Savannah River Site Watch

Columbia, South Carolina  USA

For Immediate Release

October 24, 2023

DOE’s Office of Hearings and Appeals Compels the Savannah River Site to Release Key Documents Related to Failed Decade-Long Efforts to Import Highly Radioactive Spent Fuel from Germany

Documents Reveal Frantic Interactions with Germany in Misguided Attempt to Import Highly Radioactive Waste to DOE’s Savannah River Site (SRS) in South Carolina, for Processing and Dumping

Columbia, SC – Internal U.S. Department of Energy email communication reveals that efforts to keep alive a decade-long scheme to import highly radioactive German spent fuel to the U.S. Department of Energy’s Savannah River Site (SRS) in South Carolina were unsuccessful and the effort was terminated by German authorities. The termination of the project has been celebrated by those who support clean-up at SRS of waste created as a result of production of plutonium and other materials for nuclear weapons.

Emails from 2022 and 2023, obtained via a Freedom of Information Act (FOIA) request by the non-profit organization Savannah River Site Watch, clearly show DOE officials and the company aiming to ship the material, Edlow International, frantically working to keep the faltering project alive and that they lacked an understanding of the political situation in Germany against the export. DOE originally failed to provide the emails to SRS Watch in response to a FOIA request but SRS Watch appealed the lack of an “adequate search” to DOE’s Office of Hearings and Appeals and won, compelling release of the emails.

If the project had gone forward, a large amount of irradiated graphite fuel stored in 152 casks could have been dumped at SRS with the inexplicable cooperation of the DOE’s Office of Environmental Management (EM), the very office engaged in clean-up at the site. If this misguided EM effort had gone forward clean-up of the site could have been significantly complicated and delayed.

The failure of the effort to import the nuclear waste to SRS is lauded as an environmental victory by the non-profit organization Savannah River Site Watch. Likewise, the project’s failure to develop a reprocessing technique to remove uranium from the irradiated graphite fuel is positive from a nuclear non-proliferation perspective.

“Boosters of the project were aiming to make financial hay from the scheme, which would have had the unacceptable outcome of more hard-to-manage nuclear waste being dumped at SRS. We wish that to thank our German colleagues for their diligence in making sure the highly radioactive waste stays where it is currently located in Germany.”

Tom Clements, director of SRS Watch

The emails indicate that the media office at SRS was going to admit in a “comms plan” one of the reasons for termination of the project, but the explanation was quashed by a DOE official in headquarters who was desperately looking for a positive spin on the status of the failing project:

„The Department of Energy has decided to stop contract negotiations for technology development and the potential acceptance and processing of German graphite-coated spent nuclear fuel spheres at the Savannah River Site. Moving forward with this effort would be inconsistent with current priorities to accelerate mission completion, minimize risks, reduce costs, and reduce EM’s long-term liability at Savannah River. A number of outstanding contract issues remain, and negotiations with the German nuclear research corporation Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (JEN) have reached an impasse with further talks unlikely to change the respective positions on these issues. DOE will continue to welcome missions at Savannah River consistent with its goals and priorities.“

In one of the emails obtained by SRS Watch, and dated October 19, 2022, JEN confirmed they were the ones who terminated the project and informed SRS about the decision. Those reasons include: illegality of export of the material from Germany, a decision to build a new storage facility where the waste is now stored, implementation of policies to minimize the risky transport of the material and failure by the Savannah River National Laboratory (SRNL) to develop a processing technique.

Consultation began in 2012 between DOE and German entities to export spent fuel from a long closed experimental gas-cooled reactor – the Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor (AVR) – with research into processing of the nuclear waste being done by the Savannah River National Laboratory. The spent fuel, some of which contains U.S.-origin uranium, consists of about 290,000 uranium-impregnated irradiated graphite balls, stored in 152 robust Castor casks stored at the Forschungszentrum Jülich (Jülich Research Center, FZJ), located in the state of North Rhine-Westphalia (NRW) in western Germany. The spent fuel is currently managed by the government entity Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen mbH (JEN) and should stay at Jülich until comprehensive federal plans are developed and implemented for spent fuel disposal and not trucked to a temporary storage site in Ahaus, Germany.

SRS Watch joins German anti-nuclear colleagues and in supporting construction of a new storage facility at Jülich, or upgrading of the current facility, and no transport of the spent fuel in questions away from that current storage site. For more information from German groups, see: https://www.westcastor.org/ and https://www.ausgestrahlt.de/blog/2023/10/12/atomm%C3%BCll-auf-abwegen/.

The recent emails obtained by SRS Watch and some other key documents are posted on the SRS Watch website: https://srswatch.org/wp-content/uploads/2023/10/FOIA-German-document-list-on-SRS-Watch-Oct-23-2023.pdf.

Meanwhile, the lawsuit by SRS Watch and other non-profit groups in federal court in Columbia, SC demanding preparation of a “programmatic Environmental Impact Statement” (PEIS) by DOE’s National Nuclear Security Administration (NNSA) for production of plutonium “pits” for new nuclear warheads continues.  In a October 19, 2023 website post – Lawyers for SRS Watch & Allies Deal Blow to DOE Challenge to Admission of Key Documents in Federal Lawsuit concerning New Plutonium “Pits” (Cores) for New Nuclear Warheads – the status of the case is explained:  https://srswatch.org/lawyers-for-srs-watch-allies-deal-blow-to-doe-challenge-to-admission-of-key-documents-in-federal-lawsuit-concerning-new-plutonium-pits-cores-for-new-nuclear-warheads/

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1. DOE’s Office of Hearings and Appeals, successful ruling for SRS Watch in FOIA appeal, August 1, 2023: https://srswatch.org/wp-content/uploads/2023/07/FIA-23-0022-FOIA-appeal-order-August-1-2023.pdf

2. Two batches of emails obtained from the Savannah River Site via FOIA requests by SRS Watchsubsequent to the appeal victory concerning earlier “inadequate search”, September 11, 2023: 

3. SRS initial response to SRS Watch FOIA request of September 15, 2023 related to involvement of private company Edlow International – was it formally or informally negotiating on behalf of DOE or not? https://srswatch.org/wp-content/uploads/2023/10/SRO-2023-01811-F-Clements-first-letter-Sep-18-2023-edlow.pdf

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Anmerkungen:

Tom hat durch eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz den E-Mail-Austausch zwischen JEN |SRS | DOE |Savannah River National Laboratory |Edlow (Transport-Unternehmen) erhalten.
Das DOE (Department oF Energy) hatte sich zunächst geweigert, ihm diese zur Verfügung zu stellen.
Aber er hat Berufung eingelegt und gewonnen!

Die beiden E-Mail-Sammlungen zwischen: JEN |SRS | DOE |Savannah River National Laboratory. Sie haben an den Diskussionen teilgenommen. Sogar das Transport-Unternehmen Edlow, das mit dem Export „Schweinegeld“ verdient hätte.

2. Zwei E-Mail-Sammlungen, die von der Savannah River Site über FOIA-Anfragen von SRS Watch im Anschluss an den Berufungssieg bezüglich früherer „unzureichender Suche“ erhalten wurden, 11. September 2023:

3. Die erste Antwort von SRS auf die FOIA-Anfrage von SRS Watch vom 15. September 2023 bezog sich auf die Beteiligung des privaten Unternehmens Edlow International – verhandelte es formell oder informell im Namen des DOE oder nicht? https://srswatch.org/wp-content/uploads/2023/10/SRO-2023-01811-F-Clements-first-letter-Sep-18-2023-edlow.pdf

NRW-Wirtschaftsministerium: Abkehr vom Koalitionsvertrag zur Vermeidung von Atommülltransporten?

(Beitragsbild: JEN mbH)

Ankündigung eines „Übungstransports“ mit einem CASTOR-Behälter von Jülich nach Ahaus – und zur darauf abgestimmten Erklärung des NRW-Wirtschaftsministeriums

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 24.10.23 erreichte uns die Meldung der Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) über einen weiteren „Übungstransport“ diesmal mit einem leeren CASTOR-Behälter von Jülich nach Ahaus.

Kurze Zeit später veröffentlichte das zuständige NRW-Wirtschaftsministerium (NRW-WM) eine PM mit der Überschrift: Atomaufsichtliche Anordnung zur unverzüglichen Entfernung der Kernbrennstoffe aus dem AVR-Behälterlager in Jülich.

https://www.wirtschaft.nrw/atomaufsichtliche-anordnung-zur-unverzueglichen-entfernung-der-kernbrennstoffe-aus-dem-avr

Die Anordnung ist nichts Neues, sie besteht seit 2014. Erstaunlich ist nur die Kombination dieser Meldungen und die Überschrift des NRW-WM. Gibt das NRW-WM damit die Koalitionsvereinbarung zu Vermeidung von Atommülltransporten in NRW auf?

Diese Meldung versucht die beabsichtigten Transporte mit dem Bericht des Haushaltsausschusses des Bundestages vom September 2022, der auf einem fehlerhaften Bericht des Bundesrechnungshofes basiert, der die bleibende Verantwortung und daraus resultierend zusätzlich erforderliche Transporte vor einer Endlagerung nicht erfasst zu rechtfertigen.

http://www.bundesrechnungshof.de/SharedDocs/Downloads/DE/Berichte/2022/stilllegung-und-rueckbau-kerntechnischer-versuchsanlagen-volltext.pdf?__blob=publicationFile&v=1

In diesem Bericht wird die Verantwortung der Besitzer und Betreiber des AVR-Reaktors im Forschungszentrum Jülich (FZJ) für besagten Atommüll bis zur Endlagerung ausgeblendet. Die Verantwortung des Forschungszentrums Jülich wurde vor gut einem Jahr auf der Tagung des NBG in Ahaus dargestellt.

https://www.youtube.com/watch?v=df4c5FsvdKE  (Nachzuschauen ab: 4:05,30!)

Daraus folgt eindeutig: Das FZJ ist und bleibt für die rund 300 000 Brennelementekugeln (BE-Kugeln) in den 152 CASTOR-Behältern bis zur Endlagerung verantwortlich. Da die BE-Kugeln vor der Endlagerung konditioniert und neu verpackt werden müssen, stehen für diesen Prozess weitere Transporte unter Umständen Rücktransporte nach Jülich an! Auch die mangelhafte Buchführung des FZJ erfordert vor der Endlagerung eine saubere Deklarierung! (Zählung, Radioaktivitätsbestimmung, Erfassung von Kugelbruch)

Für uns ist eine tatsächliche Berechnung aller möglichen Kosten unumgänglich.

Wir rechnen vor einer Atommüllendlagerung mit einer Langzeitlagerung zwischen 100 und 120 Jahren, einem Behältertausch und der notwendigen Konditionierung. Daraus folgen aber weitere Transport-Kosten und Risiken, da es in Ahaus keine „Heißen Zellen“ gibt und diese auch nach dem „Ansiedlungsvertrag“ zwischen der Stadt Ahaus und den BZA-Betreibern nicht erlaubt sind.

Es wäre schön, wenn der Bundesrechnungshof  neue Berechnungen in dieser Sache erstellt, und die oben angeführten Bundesministerien BMUV, BMBF und BMF auf die bisherige mangelhafte Argumentation bezüglich der sogenannten „günstigsten Variante“ aufmerksam macht.

So können wir dieses Vorgehen nicht tolerieren und reagieren mit weiteren Protesten.

NRW-weite Protestaktionen gegen Atommüll-Verschiebung

250 Menschen bei Protestaktionen gegen drohende Atommüll-Transporte zwischen Jülich und Ahaus:

Heftige Kritik an Forschungszentrum Jülich – Landesregierung soll Koalitionsvertrag umsetzen!

An mehreren Orten zwischen Jülich und Ahaus gab es heute Protestaktionen gegen drohende Atommüll-Transporte entlang der möglichen Autobahn-Transport-Routen durch Nordrhein-Westfalen. An der Kundgebung in Ahaus nahmen 200 teil, bei Mahnwachen in Jülich, Köln, Düsseldorf und Duisburg waren es 50 Menschen. Eine Solidaritäts-Protestaktion gab es auch nördlich von Ahaus an der A31 in Lingen.

Auf der Protestkundgebung in Ahaus wurde heftige Kritik am Forschungszentrum Jülich (FZJ) geübt.

Das FZJ will mit insgesamt 152 Straßentransporten ab nächstem Jahr die circa 300.000 Kugel-Brennelemente aus seinem stillgelegten Versuchsreaktor AVR ins Zwischenlager Ahaus verschieben.  Der Neubau eines Lagers in Jülich selbst, das den aktuellen Sicherheitsanforderungen entspricht, wird seitens des FZJ und seiner Entsorgungsgesellschaft JEN seit zehn Jahren boykottiert. „Dieses verantwortungslose Verhalten kann man von einer wissenschaftlichen Einrichtung nicht akzeptieren“.

Hartmut Liebermann (Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“) 

„Die Jülicher Brennelemente müssen vor einer späteren Endlagerung ordentlich deklariert und konditioniert werden. Das Verfahren dazu muss erst noch entwickelt werden, und dafür ist das FZJ zuständig. In Ahaus kann dies aus technischen und rechtlichen Gründen nicht geschehen.“

Zeitgleich fand vor dem Eingang des Forschungszentrums in Jülich eine Mahnwache statt. Marita Boslar vom örtlichen Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ erinnerte dort an den Koalitionsvertrag der NRW-Landesregierung, in dem klar die Zielsetzung proklamiert worden war, dass die Castor-Transporte nach Ahaus vermieden werden sollen.

„Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie sich ernsthaft für den Bau eines neuen Zwischenlagers in Jülich einsetzt, das den heutigen Sicherheitsstandards entspricht. So steht es im Koalitionsvertrag. Die Landesregierung muss mehr tun, um ihren Beschluss umzusetzen. Nur Geld für ein Grundstück zur Verfügung stellen, reicht nicht aus!“

Marita Boslar (Aktionsbündnis „Stop Westcastor“)

Sowohl der Bürgermeister von Jülich, Axel Fuchs (parteilos), als auch die Bürgermeisterin von Ahaus, Carola Voß (parteilos), haben sich ebenfalls einhellig für den Verbleib der AVR-Brennelemente in Jülich ausgesprochen. Die Stadt Ahaus hat neben den laufenden Klagen gegen die Einlagerungsgenehmigung überdies Klagen gegen die Transportgenehmigungen angekündigt.

Das „Bündnis gegen Castortransporte Jülich-Ahaus“ wird nun auch vom BUND Landesverband NRW unterstützt. Kerstin Ciesla erklärt dazu:

„Bereits vor zehn Jahren haben wir uns für eine Lagerung in Jülich eingesetzt, die Verantwortlichen haben die Zeit nicht für einen Neubau genutzt und argumentieren jetzt, dass Castortransporte nach Ahaus die schnellste Option seien. Das ist eine unverschämtes Verschieben des Atommüllproblems!“           

© .ausgestrahlt

Wachsender Zuspruch für Aktionstag

Drohende Castor-Transporte Jülich – Ahaus: Wachsender Zuspruch für Aktionstag am 15. Oktober

Proteste auch in Düsseldorf, Lingen und Duisburg!

Im Vorfeld des Castor-Aktionstags zwischen den Atommüllstandorten Jülich und Ahaus am Sonntag, 15. Oktober, wächst der Zuspruch: Mahnwachen und Kundgebungen soll es am Sonntag zwischen 14 und 15 Uhr nicht nur in Jülich und Ahaus geben, sondern nunmehr auch in Düsseldorf, Duisburg und Lingen. Anlass sind die geplanten Atommüll-Transporte von Jülich nach Ahaus. Mit insgesamt 152 Straßentransporten sollen ab nächstem Jahr die 300.000 Kugel-Brennelemente aus dem stillgelegten Versuchsreaktor AVR in Jülich ins Zwischenlager Ahaus gebracht werden. Das Lager in Jülich ist bereits seit 2013 nicht mehr genehmigt, da es nicht erdbebensicher ist. Ein Neubau am Ort, das den aktuellen Sicherheitsanforderungen entspricht, ist aber seitens des Forschungszentrums Jülich (FZJ) und seiner Entsorgungsgesellschaft JEN seit zehn Jahren boykottiert worden.

„Atommüll-Verschiebung ist keine Lösung. Solange kein Endlager zur Verfügung steht, sollten die Jülicher Atomkugeln zunächst dort gelagert werden, wo sie entstanden sind: in Jülich.“

Marita Boslar (Aktionsbündnis „Stop Westcastor“)

„Die Jülicher Brennelemente müssen vor einer späteren Endlagerung ordentlich deklariert und konditioniert werden. Das Verfahren dazu muss erst noch entwickelt werden, und dafür ist das FZJ verantwortlich. In Ahaus kann dies aus technischen  und rechtlichen Gründen nicht geschehen.“

Hartmut Liebermann (Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“)

Bereits am letzten Wochenende sprach sich die bundesweite Atommüllkonferenz in Göttingen einstimmig gegen die widersinnigen Atommülltransporte aus. Auch der BUND und ausgestrahlt stellen sich gegen das Transportvorhaben.

© .ausgestrahlt

Protestaktionen gegen die Transporte soll es an folgenden Standorten geben (Sonntag, 15.10., jeweils zwischen 14 und 15 Uhr):

Jülich: Mahnwache vor dem Haupttor des Forschungszentrums

Düsseldorf: Mahnwachen an Brücken über die A46 (Fleher Brücke und Kölner Landstraße)

Duisburg: Bannerdrops an der A3 und der A42

Ahaus: Kundgebung im Stadtzentrum (am „Mahner“/ Kirche St. Marien)

Lingen: Solidaritätsaktion mit Transparenten an der Brücke über die A31

Protest gegen Atommüll-Transporte von Jülich nach Ahaus

Aktionen am 15. Oktober

Ab 2024 sollen 152 Straßen-Transporte mit Atommüll von Jülich nach Ahaus stattfinden. Dagegen soll am kommenden Sonntag protestiert werden. In Jülich ist eine Mahnwache um 14 Uhr vor dem Forschungszentrum (FZJ) geplant, in Ahaus eine Kundgebung im Stadtzentrum vor der Kirche St. Marien. Außerdem soll es Protestaktionen in Duisburg und an der Rheinbrücke der A46 in Düsseldorf geben. Zu den Protesten rufen das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ aus Jülich und die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ auf, aber auch der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), die Landeskonferenz NRW der Anti-Atominitiativen, das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und etliche weitere Initiativen. Zur Kundgebung in Ahaus rufen außerdem die katholische und die evangelische Kirchengemeinde auf.

Bei den geplanten Transporten geht es um circa 300.000 abgebrannte Brennelemente aus dem stillgelegten Versuchsreaktor AVR Jülich. Das dortige Lager ist bereits seit 2013 nicht mehr genehmigt, da es nicht erdbebensicher ist. Der Neubau eines Lagers in Jülich, das den aktuellen Sicherheitsanforderungen entspricht, ist aber seitens des FZJ und seiner Entsorgungsgesellschaft JEN seit zehn Jahren verschleppt worden.

„Bis ein Endlager zur Verfügung steht, sollten die Jülicher Atomkugeln zunächst dort gelagert werden, wo sie entstanden sind: in Jülich. Den Atommüll von einem Zwischenlager in ein anderes zu transportieren, löst das Problem nicht!“

Marita Boslar, Aktionsbündnis „Stop Westcastor“

„Die Jülicher Brennelemente müssen nämlich vor einer späteren Endlagerung bearbeitet und konditioniert werden. Das Verfahren dafür muss erst noch entwickelt werden, und dafür ist das FZJ verantwortlich. In Ahaus kann dies aus technischen und rechtlichen Gründen nicht geschehen.“

Hartmut Liebermann, Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“
Sinnloses Rumkugeln“ – Gerd Schinkel

Text: Gerd Schinkel

Radioaktiver Schrott – um nicht zu sagen Atommüll – soll nicht in Jülich verbleiben, sondern in Castorbehältern mit LKW über Straßen zur Zwischenlagerung nach Ahaus transportiert werden, wo er aber nicht bleiben kann, sondern auch wieder irgendwann abgeholt werden muss.

Es handelt sich um radioaktive Kugeln aus dem Forschungsreaktor in Jülich, die man nun hat, und von denen man nicht weiß, wohin damit… Aber Hauptsache weg… Egal wie.

Aber da hat man wieder seine Rechnung ohne die Anti-Atom-Widerstandsszene gemacht. Sie wird diese Form unverantwortlicher Zwischenentsorgung nicht ohne Proteste hinnehmen. Schließlich geht es nicht um ungefährliche Glasklicker, mit denen man Murmeln spielen könnte…

2024: Castor-Transporte Jülich-Ahaus?

Ab 2024 könnten sie rollen, die Castoren mit hochradioaktivem Atommüll vom Zwischenlager Jülich ins Zwischenlager Ahaus. Dabei sind beide Zwischenlager gleichermaßen ungeeignet. Das konzeptlose Verschieben von Atommüll muss deshalb sofort gestoppt werden.

Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus geplant

152 Castoren mit hochradioaktivem Atommüll sollen ab 2024 vom Zwischenlager Jülich in das Zwischenlager Ahaus verlegt werden. Die Transportgenehmigung ist beantragt und könnte noch 2023 erteilt werden. Die Genehmigung für die Einlagerung in Ahaus liegt bereits vor, wird aber derzeit noch von der Stadt Ahaus beklagt. Die Stadt hat bereits angekündigt, auch gegen die Transportgenehmigung klagen zu wollen.

Trotzdem fanden Ende Juli 2023 erste Test-Transporte mit einem 30 Meter langen Spezialfahrzeug statt.

Zwischenlager Jülich seit 2013 ohne Genehmigung

Im Zwischenlager Jülich lagern die Brennelementkugeln aus dem Reaktor der Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor (AVR) Jülich. Dieses sorgte 2013 für Schlagzeilen, als die Genehmigung für die dortige Zwischenlagerhalle auslief. Weil die Halle die geltenden Bestimmungen zum Erdbebenschutz nicht erfüllt, wurde die Genehmigung nicht verlängert. Seitdem gilt lediglich eine Anordnung der zuständigen Atomaufsicht – des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums (MWIKE.NRW) – zur Räumung des Lagers und zur vorübergehenden Aufbewahrung der Castor-Behälter vor Ort.

Unter mehreren Ideen, wie mit der Situation umzugehen sei, favorisierte der Betreiber zunächst einen Export des Atommülls in die USA, zum militärischen Nuklearkomplex Savannah River Site (…mehr). Dieser konnte zum Glück verhindert werden. Weitere Möglichkeiten sind ein erdbebensicherer Neubau der Zwischenlagerhalle vor Ort oder der jetzt angedachte Transport in das Zwischenlager Ahaus.

Laut einem Bericht dreier Bundesministerien sollen Atomtransporte nach Ahaus nicht nur kostengünstiger, sondern auch schneller umsetzbar sein als ein Neubau in Jülich. Das jeder Transport von Atommüll eine besondere Gefahr für Umwelt und Mensch beinhaltet, scheint bei dieser eh fragwürdigen Berechnung keine Rolle gespielt zu haben. Die schwarz-grüne Landesregierung von NRW spricht sich jedoch auch weiterhin für den Neubau in Jülich aus. Ein passendes Gelände dafür ist bereits gefunden. Für diesen Fall müsse das Land die Mehrkosten tragen, stellte der Haushaltsausschuss des Bundestags mit den Stimmen der Ampel-Koalition klar. Dabei wäre mehr als genug Zeit gewesen, ein den Anforderungen genügendes Zwischenlager in Jülich zu errichten.

Zwischenlager Ahaus

In Ahaus befindet sich eines von drei zentralen Atommüll-Zwischenlagern in Deutschland. Dort lagert sowohl hochradioaktiver Atommüll als auch schwach- und mittelradioaktiver Atommüll. Die Genehmigung für das Atommüll-Lager in Ahaus läuft allerdings schon in 13 Jahren aus. Niemand weiß, was dann mit den hochradioaktiven Hinterlassenschaften passieren soll.

Darüber hinaus gibt es im Zwischenlager Ahaus keine ausreichende Möglichkeit, defekte Castoren zu reparieren.
 

Bestehende Zwischenlager sind ungeeignet

Ein tiefengeologisches Lager für den Atommüll wird erst im 22. Jahrhundert zur Verfügung stehen. Die Genehmigung für das Zwischenlager Ahaus läuft aus. Außerdem haben die Castoren selbst nur einen TÜV-Stempel für 40 Jahre. Schon jetzt weiß niemand, wie es in ihrem Inneren wirklich aussieht.

Nötig ist deshalb ein schlüssiges, mit den Betroffenen gemeinsam erarbeitetes Gesamtkonzept zur möglichst sicheren Langzeit-Zwischenlagerung von allen Atommüll-Sorten in Deutschland. Bis dahin sollte jeder Müll bleiben, wo er ist. Denn ein wahlloses Herumkarren abgebrannter Brennelemente von einem ungeeigneten Lager in ein anderes löst das Atommüll-Problem nicht.

(Quelle: .ausgestrahlt)