Deutsche Anti-Atom-Initiativen starten Aufruf zu Einwendungen gegen Atommüll-Exporte in die USA

Ahaus/Jülich, 16.02.2016
Zahlreiche deutsche Anti-Atom-Initiativen und der BUND NRW zeigen sich solidarisch mit den Initiativen in den USA:
Sie haben ein Formular für Sammeleinwendungen ausgearbeitet, das sich gegen drohende Castor-Exporte aus Jülich und aus Ahaus in die USA richtet. In diesen Sammeleinwendungen äußern sie Bedenken gegenüber amerikanisch-deutschen Plänen, rund 1 Million deutscher Kugelbrennelemente aus den kommerziellen Atomkraftwerken AVR (Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor) Jülich und THTR (Thorium-Hochtemperatur-Reaktor) Hamm-Uentrop in Savannah River Site (USA) zu lagern und wiederaufzuarbeiten.
Marita Boslar vom Aktionsbündnis Stop Westcastor: „Jedes Land ist für seinen eigenen Atommüll verantwortlich. Wir dürfen unseren Atommüll nicht anderen Staaten vor die Füße kippen – nach dem Motto aus den Augen aus dem Sinn!“

Sammeleinwendungen an US-Energiebehörde

Ab sofort steht das Formular auf www.westcastor.de und auf www.bund-nrw.de zum Download bereit.
Der BUND NRW bittet, die Sammeleinwendungen bis spätestens Dienstag, 1. März 2016 per Post an die Landesgeschäftstelle, Merowingerstraße 88 in 40225 Düsseldorf – oder per Fax: 0211 302005-26 oder per Mail an Claudia.Baitinger[ät]bund.net zu versenden.
Die eingegangenen Sammeleinwendungen werden vom BUND NRW an die US-Energiebehörde DOE gesendet.
(PM von Bündnis gegen Castor-Exporte)

Mit dem Kochlöffel die Welt verbessern – oder was hat Küche mit Politik zu tun?

Die Protestbewegung kennt ihn: Wam Kat (*1956): Niederländer, Koch, Polit-Aktivist und Autor mehrerer Bücher. Sein erstes Tagebuch aus dem Krisengebiet Jugoslawien veröffentlichte er im Internet. Es gilt als eines der ersten Blogs überhaupt. Später wurde ein Buch daraus.

Angefangen hatte alles mit dem niederländischen Kochkollektiv „Rampenplan“. Dort griff er die Idee der traditionellen Volksküche auf, um Demonstranten bei großen Protestbewegungen in den 1970er und 1980er Jahre zu versorgen. Rampenplan steht für Aktionsgruppe gegen von Menschen gemachte Katastrophen: Kernkraftwerke, Atomwaffen, Militäranlagen, Chemiefabriken und Arbeitslosigkeit. „Wir sind der rampenplan, wir sorgen dafür, dass nichts schiefgehen kann!“, sagt damals sein Kumpel Nigel mit schönem britischen Akzent. Wam hatte ihn bei einer Anti-Atom-Demo kennengelernt. Nigel verteilte dort Flugblätter. Ans Kochen hat Wam danach noch nicht gedacht. Bei einem Vorbereitungstreffen für eine Blockade einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Utrecht, Holland, fragte er in die Runde: „Hat sich jemand Gedanken über das Essen gemacht?“ Außer einer Wurstbude war für die erwarteten 5.000 Demonstranten noch nichts organisiert. Mit einem Ausdruck überraschter Belustigung schaute die Runde Wam an – so wie man einen Verrückten anschaut.

Politisch konsequent sein – fängt beim Kochen an.

Die traditionelle Volksküche oder VolXküche, auf dem Rampenplan basiert, geht auf die Hausbesetzer-Szene der 1980er Jahre zurück. Sie verbindet Kochen und Essen mit sozialen Aspekten. Sie entstand als Reaktion auf den stetig angeheizten Konsum der großen Lebensmittelkonzerne – und die Politik der Überproduktion. Das sind die Gründe, warum sie des Öfteren keine Lebensmittel kaufen, sondern Nahrungsmittel verwerten, die Supermärkte wegwerfen. Politisch konsequent sein, darum geht es ihnen. Es kämpft sich mit einem Hamburger in der Hand nun mal schlecht gegen die Zerstörung des Regenwaldes. Gekocht wird oft vegan oder vegetarisch.

Weltverbesserung mit Rezepten aus der Szene

Wam hat im Laufe drei Jahrzehnten viel gekocht und so sind viele Rezepte entstanden. In ganz Europa bei Demonstrationen, Kongressen und Camps hat er mit seiner Crew Menschen mit veganem und vegetarischem Essen versorgt. Von seiner wilden Zeit in der Hausbesetzerszene über die Anti-AKW-Bewegung bis hin zum G8-Gipfel in Heiligendamm erzählt das Buch Geschichten. Dazu gibt es die passenden Rezepte: mit Wildkräutern, Sojasprossen, Pastinaken – ohne Glutamat und Co. zum Nachkochen. Aktivisten kennen das ein oder andere Gericht von Protestaktionen. (mb)

Wam Kat:
24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung

ISBN 978-3-936086-36-2
www.orange-press.com

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Hompage => http://wamkat.de

South Carolina ist kein Entsorgungsplatz für deutschen Atommüll!

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LPK 22 September 2014: Übersetzter Redebeitrag von Tom Clements

 

South Carolina ist kein Entsorgungsplatz für deutschen Atommüll!

Zunächst vielen Dank an meine deutschen Kollegen für die Organisation dieser Bereisung und die Warnungen vor dem beabsichtigten Export eines deutschen Atommüllproblems.

Die Bemühungen um den illegalen Atommüllexport aus Jülich und Ahaus zum Standort “Savannah River Site” (SRS) in South Carolina des US-Departments of Energy’s (DOE) sind nicht akzeptabel, weil SRS kein Atommülllager ist oder gar eine Deponie für die Abfälle von kommerziell betriebenen Atomreaktoren. Deutschland muss sich schon zuhause um eine Atommülllagerung kümmern und die Probleme nicht auf uns abschieben.

Savannah River Site ist eine ausgedehnte Kernwaffen-Produktionsstätte, die in den 1950er Jahren eingerichtet wurde und über 800 km² groß ist. Fünf SRS-Reaktoren produzierten 36 Tonnen waffenfähiges Plutonium und radioaktives Tritium (H3). Diese Aktivitäten erbrachten etwa 140 Millionen Liter hochradioaktiv verseuchte flüssige Abwässer, die in 51 vor sich hin alternden Stahltanks untergebracht sind und derzeit in großen Containern verglast werden.

Die Atommüllentsorgung im SRS kostet rund 1,5 Milliarden US$ pro Jahr und wird bis mindes-tens 2040 andauern. Wir wollen nicht noch mehr Atommüll behandeln müssen! Die geleerten Tanks und Reaktorgebäude wurden mit Beton aufgefüllt und bleiben ein fortdauerndes Zeugnis des Wahnsinns des Kalten Krieges.

Es gibt viele Gründe, dass wir uns den Absichten widersetzen:

  • Die Öffentlichkeit ist strikt gegen die Bemühungen, SRS in eine Langzeit-Atommülldeponie auf kommerzieller Basis zu verwandeln. Die wichtigsten Zeitungen der Region haben sich in Editorials klar gegen eine Annahme des deutschen Atommülls ausgesprochen; das Bundes-Beratungskommitee für die SRS-Sanierung hat formell gegen die Aufnahme von Atommüll aus kommerziellen Anlagen protestiert.
  • Nach der US-Gesetzgebung müssen hochradioaktiver Atommüll sowie abgebrannte Brennelemente in geologischen Schichten untergebracht werden. SRS hingegen liegt auf sandigem Küstenuntergrund und daher als Atommülllager ungeeignet; sämtlicher dort lagernder Atomabfall muss also in ein Endlager verbracht werden. Ein solches Endlager existiert aber in den USA nicht und die Pläne zu dessen Entwicklung sind gestoppt worden.
  • Das DOE lässt es zu, dass die Wiederaufarbeitung des hoch radioaktiven Graphit-Mülls, mit dem SRS keinerlei Erfahrung hat, Atommüll für ein Zwischenlager produziert, was in der Praxis eine längerfristige Lagerung in den schon erwähnten leckenden Tanks mit sich bringt.

Dies wird die Sanierungskosten erhöhen und die dringend erforderliche Sanierung des Standortes verzögern.

  • Es gibt zwar Atomkugeln, die noch hochangereichertes waffenfähiges Uran aus den USA enthalten, aber das gilt keineswegs für alle. Insbesondere die Atomkugeln aus dem AVR stellen hinsichtlich Waffenfähigkeit keine Bedrohung mehr dar. Sowohl Deutschland als auch die USA gingen bis 2011 davon aus, dass einer lokalen Endlagerung dieses Mülls aus Proliferationssicht nichts entgegensteht.
  • SRS entwickelt derzeit eine neue Rückgewinnungstechnik für das Uran aus der Graphit-Umhüllung und hierin liegt das eigentliche Proliferationsrisiko. Deutschland trägt die kosten dieser Entwicklung. Das DOE hat es abgelehnt, eine angemessene „Proliferations-Gefahren-Analyse“ zu erstellen, die die Risiken der neuen Wiederaufarbeitungsmethode betrachtet.
  • Die “H-Canyon” Wiederaufarbeitungsanlage im SRS ist eine militärische Einrichtung und nicht unter der Aufsicht der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), so dass es keine unabhängige Dokumentation der Behandlung des Atommülls oder des abgetrennten Urans geben wird.
  • Das “Department of Energy’s” wird nicht von der “U.S. Nuclear Regulatory Commission” beaufsichtigt, was bedeutet, dass es keine öffentliche Aufsicht und Regulierung der Wiederaufarbeitung und der CASTOR-Transporte geben wird.
  • Der Import von Atommüll aus kommerziellen Anlagen in die USA ist beispiellos. Savannah River Site hat in der Vergangenheit Atommüll von Forschungsreaktoren aufgenommen, auch aus Deutschland, aber dieses Programm wird bald enden. Versuche, den AVR und THTR als Forschungsreaktoren umzudefinieren, haben keine faktische und rechtliche Basis und werden scheitern.

Der Hauptgrund für diesen Deal ist der Umstand, dass private Auftragnehmer am SRS auf Profit hoffen, während Deutschland beabsichtigt, auf illegale Weise ein gravierendes Atommüll-problem an ein anderes Land abzuschieben. Jedwede „Müll zum SRS“-Politik ist nicht akzeptabel und provoziert eine rechtliche Auseinandersetzung, wenn sie nicht gestoppt wird.

Tom Clements

Director, Savannah River Site Watch

www.srswatch.org

Columbia, South Carolina

USA