Probesitzen gegen drohende Castor-Transporte

(Beitragsbild: © DesignRage)

„Atommüllprobleme aussitzen können wir auch!“

Unter diesem Motto veranstalten das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich und die Ahauser Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ am nächsten Samstag (26.04.) ein angemeldetes „Probesitzen“. Grund dafür sind die weiterhin drohenden 152 Castortransporte mit 300 000 Brennelementkugeln von Jülich nach Ahaus. Diese Transporte sind konzeptlos, gefährlich und vor allem überflüssig. Die Aktion findet zeitgleich vor den Zwischenlagern in Ahaus und in Jülich statt.

Das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ lädt zu dieser symbolischen Aktion ein:

WANN: Samstag, 26. April (Tschernobyl-Jahrestag)
TREFFPUNKT : 14.00 Uhr, Haupttor Forschungszentrum Jülich, Wilhelm-Johnen-Straße

Bitte bringt Decken und/oder Stühle mit!

Bild: pixabay.com

Atommüll-Probleme Knackpunkt?

Atommüll entscheidendes Problem bei den Koalitionsverhandlungen?

Anti-Atomkraft-Demonstrationen in Gronau, Jülich & Ahaus geplant

  • 152 Castortransporte von Jülich nach Ahaus stehen bevor
  • Gronauer Uranmüll-Berg wächst
  • Karfreitag, 18. April: Ostermarsch zur Gronauer Urananreicherungsanlage
  • Tschernobyl-Tag, 26. April: „Atommüll-Probleme aussitzen“ in Jülich & Ahaus

Die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland und NRW sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) sind fassungslos über die jüngsten Vorschläge der CDU zum Thema Atomkraft. Gerade erst wurden sieben Castorbehälter von Sellafield (GB) ins Zwischenlager Ohu/Isar in Bayern gebracht, 152 Castortransporte quer über NRW-Autobahnen von Jülich nach Ahaus stehen bevor und aus der Urananreicherungsanlage Gronau wird wieder vermehrt Uranmüll Richtung Frankreich gebracht, der irgendwann zurückkommen soll. Dabei wird die Endlagersuche noch 80-100 Jahre dauern – dafür sind die derzeitigen Atommüllzwischenlager nicht ausgelegt und der Gronauer Uranmüll ist in diesem Endlager noch nicht eingeplant! Dafür wäre ein weiteres Endlager notwendig.

Castortransporte zeigen das Atommüll-Dilemma – lösen es aber nicht

„Da wirkt es wie blanker Hohn, wenn die CDU nach den Absagen der AKW-Betreiber die AKW-Ruinen nun verstaatlichen und mit irren Subventionen wieder aufbauen will, aber das Wort `Atommüll` noch nicht einmal im Arbeitsgruppen-Papier der Koalitionsverhandlungen vorkommt“, so Kerstin Ciesla vom BUND NRW. Einem Bericht der Aachener Zeitung zufolge ist das Fehlen der Atommüllproblematik im Arbeitsgruppen-Papier ein Hinweis darauf, dass die Atommüllproblematik und die zahlreichen Castortransporte – geplant sind auch welche aus dem Forschungsreaktor Garching bei München nach Ahaus – Thema der Chef-Verhandlergruppe sein könnten.

„Das AKW-Comeback der CDU/CSU dürfte sich ganz schnell als Bumerang erweisen, wenn die zahlreichen Castortransporte gegen den Willen der schwarz-grünen NRW-Landesregierung und der Bevölkerung durchgeführt werden. Durch die ständige Atommüllverschiebung von einer untauglichen Halle in die nächste wird ja die Entsorgung nicht gelöst. Auch die ohnehin schon schwierige Endlagersuche wird mit noch mehr Atommüll für weite Teile der Bevölkerung wieder brisanter“, erklärt Janna Dujesiefken von der BI Ahaus.

Mit angemeldeten Kundgebungen und „Probe-Sitzblockaden“ wollen die Atomkraftgegner*innen am Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe, dem 26. April um 14 Uhr vor den Toren des Jülicher Forschungszentrums und dem Ahauser Atommülllager ein Zeichen gegen die Atommüllverschiebung und die AKW-Pläne der Union setzen. „Ob jung, ob alt, wir machen es wie die AKW-Fans der Union und die Atommüllverursacher, wir sitzen die Atommüllproblematik einfach aus, indem wir uns der unsinnigen Atommüllverschiebung in den Weg setzen“, kündigt Marita Boslar vom Jülicher Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ an.

Ostermarsch gegen unbegrenzte Uranmüll-Produktion und atomares Wettrüsten

Die Gronauer Urananreicherungsanlage steht dabei ganz am Anfang der Problematik, denn bevor Uran in AKW zum Einsatz kommen kann, fallen bei der Anreicherung schon große Mengen Uranmüll in Form von abgereichertem Uranhexafluorid an. Bislang wird das brisante Material in Containern neben der Urananreicherungsanlage unter freiem Himmel gelagert, zudem wurden große Mengen auch nach Russland verbracht. Aktuell wird es auch immer wieder mit Sonderzügen zur Umwandlung in Uranoxid nach Frankreich transportiert. Die zur Lagerung des Uranoxids dafür in Gronau gebaute Halle wird jedoch seit 11 Jahren nicht genutzt und das Lager ist noch immer leer. „Sowohl als abgereichertes Uranhexafluorid als auch als Uranoxid ist das Material nicht mehr brauchbar, also Atommüll. Der Betreiber der Urananreicherungsanlage, der Urenco-Konzern, und die Atompolitik wollen offenbar vermeiden, dass diese besonderen Atommüllmengen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten“, erklärt Udo Buchholz vom Arbeitskreis Umwelt Gronau. Gleichzeitig betonen die Anti-Atomkraft-Initiativen, dass die Urananreicherung nach wie vor als einfachster Weg zur Atombombe gilt und fordern auch deswegen die Stilllegung der Urananreicherungsanlage.

„Im atomaren Wettrüsten sehen wir keine Sicherheit, sondern eine Bedrohung, insbesondere wenn Despoten und narzisstische Egoisten in der Weltpolitik am Werke sind. Deswegen rufen wir am Karfreitag, 18. April zum Gronauer Ostermarsch auf“, erklärt Peter Bastian vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Auftaktkundgebung ist um 13 Uhr am Bahnhof Gronau (Westfalen), danach führt der Ostermarsch circa 4 Kilometer zur Urananreicherungsanlage (Röntgenstraße 4).

Aktueller Sachstandsbericht: Jülicher Atommüllkugeln

Was geschieht mit den Kugel-Brennelementen aus dem stillgelegten AVR Jülich? Der aktuelle Sachstand (21.03.2025)

Der Tatbestand:

Beim Forschungszentrum Jülich (FZJ, früher Kernforschungsanlage Jülich, KFA) lagern 152 Behälter vom Typ Castor THTR/AVR, die gefüllt sind mit den ca. 300 000 ausgedienten Brennelement-Kugeln des stillgelegten Versuchsreaktors AVR.

Das Problem:

Die Castoren stehen in einem 1993 für 20 Jahre genehmigten „Billiglager“ (R. Moormann), das für 20 Jahre genehmigt war. Diese Genehmigung lief also bereits im Jahr 2013 aus. Es folgte eine einjährige Duldung. Im Juli 2014 wurde aber behördlicherseits eine Räumungsanordnung erteilt, da dieses Lager nicht die erforderliche Erdbebensicherheit gewährleisten konnte (oberhalb von 5m Höhe enthalten die Wände beispielsweise keinen Beton mehr…).

Lösungsansätze („Optionen“):

Seitdem wurden offiziell seitens der Betreiber des Jülicher Lagers (Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen, JEN) drei Lösungsvarianten („Optionen“) für den weiteren Verbleib der Castoren verfolgt:

  1. Verbringung des Atommülls in die USA
  2. Neubau eines erdbebensicheren Lagers in Jülich
  3. Transport des Atommülls in das Zwischenlager Ahaus (TBL-A)

Zu a:

Die Option USA wurde begründet mit der Proliferations-Gefahr, da die Kugel-Brennelemente teilweise hochangereichert sind und somit potenziell waffentauglich sein könnten. Verhandlungen mit den USA gab es seit 2011, im Jahr 2022 wurden diese Pläne aber nach Widerständen in den USA und auch seitens der deutschen Anti-AKW-Bewegung sowie aufgrund erheblicher rechtlicher Probleme endgültig aufgegeben. Daher wird an dieser Stelle nicht mehr näher darauf eingegangen.[1]

Zu b:

Die Option Lagerneubau in Jülich wäre – auch im wörtlichen Sinne – die nahe liegende.

Zum einen, weil damit problematische Transporte vermieden würden. Zum anderen, weil die Kugel-Brennelemente aus dem AVR (wie auch aus dem THTR Hamm-Uentrop) nicht so ohne weiteres endlagerfähig sind: Sie müssten behandelt (vermutlich auch abgereichert) und für die Endlagerung  konditioniert werden. In welcher Weise, das ist abhängig von der Struktur des künftigen Endlagers (Salz, Ton oder Granitgestein). Jedenfalls wird das Verfahren dafür kompliziert sein, auch und gerade wegen der Verwendung von Graphit als Moderator-Material. Ein solches Verfahren müsste auch erst entwickelt werden.[2] Verantwortlich dafür sind und bleiben die Wissenschaftler aus Jülich, die diesen Reaktor- und Brennelementtyp erst entwickelt haben, rechtlich verantwortlich ist die JEN.

Hinzu kommt, dass 40 Jahre nach der Genehmigung  für das Jülicher Lager im Jahr 1993 ein neuer Dichtigkeitsnachweis für die Castor-Behälter erbracht werden muss[3]; das wäre im Jahr 2033. Ein solcher Dichtigkeitsnachweis erfordert aber, wenn er über die kontinuierliche Dichtigkeits-Überwachung  hinausgehen soll, eine Behälteröffnung. Die könnte in Jülich erfolgen, nicht aber in Ahaus.

Seitens FZJ und JEN wird aber der Neubau eines Lagers in Jülich seit mehr als 10 Jahren immer wieder verzögert und hinausgeschoben, man könnte auch sagen sabotiert. Das Hauptmotiv dafür hat bereits im  Jahr 2011 der damalige Aufsichtsratsvorsitzende des FZJ, Karl Eugen Huthmacher, in aller Offenheit bekannt gegeben: Als eines der größten europäischen Forschungseinrichtungen müsse das FZJ die Möglichkeit haben, die „besten Köpfe der Welt“ anzuziehen. Um sich für sie als attraktiver Standort darzustellen, müsse es erklärtes Ziel sein, dieses Forschungszentrum „brennstofffrei“ zu machen. Der Aufsichtsrat des FZJ sprach sich daher schon damals gegen den Neubau eines Lagers in Jülich aus.[4]

Seitdem wird die „Option Neubau“ aufgrund des politischen Drucks durch das Land NRW zwar formal weiter verfolgt, im Jahr 2012 wurde auch ein Grundstück für einen möglichen neuen Lagerstandort in Jülich präsentiert. In Wirklichkeit aber wurde die Option mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln hintertrieben. Dazu nachfolgend einige Fakten und Daten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Auf der Sitzung des „Nationalen Begleitgremiums (NBG)“ am 19.02.2019 in Jülich gab der damalige Geschäftsführer von JEN, Rudolf Printz, bekannt, dass das bereits im Jahr 2012 für einen möglichen neuen Zwischenlager-Standort ausgewählte Grundstück  am 8.11.2018 vom Forschungszentrum Jülich (FZJ) zurückgezogen worden sei.[5] Als Begründung wurde zunächst angegeben, dass das FZJ das Grundstück für andere Zwecke benötige; in den nachfolgenden Wochen wurde seitens des FZJ mitgeteilt, dass das Grundstück den neueren verstärkten Sicherheits- bzw. Sicherungsvorschriften nicht mehr entspreche. Eine Arbeitsgruppe von FZJ und JEN suche nun nach einem neuen Grundstück – was allerdings bedeuten würde, dass bereits abgeschlossene UVP und seismologische Untersuchungen erneut durchgeführt werden müssen, womit eine weitere mehrjährige Verzögerung verbunden wäre.
  • In einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage des Bundestagsabgeordneten Hubertus Zdebel (Die Linke) zu diesem Sachverhalt erklärte der Parl. Staatssekretär Dr. Michael Meister am 19.03.19, dass das Grundstück zwar 2012 vom FZJ ausgewählt, aber eine Überlassung an JEN niemals stattgefunden habe; gegenwärtig seien Überlegungen zu einer anderen Nutzung im Gange; man befände sich in einem „Klärungsprozess“. [6]
  • Am 24.07.2019 behauptete die Bundesregierung in der Antwort auf eine „Kleine Anfrage“ des Abgeordneten Oliver Krischer (Bündnis90/Die Grünen), dass es nach ihrer Kenntnis keinen Rückzug des Grundstücks gegeben habe (Bundestagsdrucksache 19/11905). Im Gespräch der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ mit der damaligen Bundesumweltministerin Svenja Schulze am 24.08.19 wurde von ihrem Unterabteilungsleiter für Nukleare Entsorgung, Haart, gesagt, das besagte Grundstück stehe weiterhin (Svenja Schulze: „wieder“) zur Verfügung.
  • In ihrem Koalitionsvertrag hat die neugewählte NRW-Landesregierung im Juni 2022 beschlossen, sich für die Minimierung von Atomtransporten einzusetzen: „Im Fall der in Jülich lagernden Brennelemente bedeutet dies, dass wir die Option eines Neubaus eines Zwischenlagers in Jülich vorantreiben“.
  • Auf Anfrage der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“, wie die Landesregierung diese Zielsetzung umzusetzen gedenke, teilte die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE), Mona Neubaur, der BI am 14.12.22 mit, dass man im Landeshaushalt 2023 die Bereitstellung eines im Landesbesitz befindlichen Grundstücks für den Neubau einer Lagerhalle in Jülich aufgenommen habe.
  • Auf dem „Jülicher Nachbarschaftsdialog“ am 6. März 2023 gab JEN bekannt, dass die Standortauswahl für einen Neubau jetzt abgeschlossen und der Erwerb des entsprechenden Grundstücks „eingeleitet“ worden sei. Gegenwärtig liefen Beratungen mit den zuständigen Behörden zu Natur- und Artenschutz sowie Landschafts- und Regionalplanung. Eine eventuelle Umlagerung der Castoren aus dem alten in das neu zu errichtende Lager sei jedoch „aus heutiger Sicht nicht vor 2032 möglich.“[7]
  • Die Neubauoption solle angesichts „der noch verbliebenen offenen Realisierungsfragen der Ahaus-Option“ noch weiterverfolgt werden, sie sei aber „so bald wie möglich – nach der erfolgreichen Durchführung der ersten Transporte“ nach Ahaus – zu beenden – so zitiert JEN in derselben Präsentation die Auffassung der Bundesministerien BMUV, BMBF und BMF.
  • Dahinter steht auch der Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestags (auf Antrag der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP!) vom 30. November 2022, demzufolge die „kostengünstigere Ahaus-Option“ verfolgt werden solle, sofern das Land NRW nicht die Mehrkosten eines Neubaus in Jülich tragen wolle.
  • In einem Gespräch mit Vertretern von Bürgerinitiativen am 19.01.2024 in Düsseldorf informierte der Leiter des Referats 623 im NRW-MWIKE über den Sachstand des Grunderwerbs für einen Lagerneubau: Es stünden 2 aneinander anschließende Grundstücke aus dem Eigentum des Landes NRW zur Verfügung; eines davon befinde sich noch auf dem Terrain des ehemaligen AVR-Geländes, das andere außerhalb; für einen Neubau würden beide Grundstücke benötigt. Für das erste Grundstück sei am 12.12.23 ein Kaufvertrag mit JEN geschlossen worden, dessen Aufsichtsrat habe zugestimmt; allerdings müsse die „Zuwendungsbehörde“, das ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung, noch zustimmen; dort laufe noch eine „Überprüfung“. Für das zweite Grundstück liege ein Kaufvertrag vor, der aber noch nicht unterzeichnet sei. JEN habe ein „Konzept für den Neubau“, ein Genehmigungsantrag liegt allerdings noch nicht vor.
  • In einem Gespräch mit Vertretern der Bürgerinitiative am 12.04.24 bestätigte Wirtschaftsministerin Mona Neubaur, dass die Zustimmung der „Zuwendungsbehörde“  für den Grundstückskauf nach wie vor nicht erteilt sei.
  • In einem erneuten Gespräch mit Bürgerinitiativen am 18.01.25 erklärte Frau Neubaur, dass sich an dieser Lage nach wie vor nichts geändert habe.

Zu c:

Der gegenwärtige Sachstand für die Option Ahaus:

  • Am 21.07.2016 hat das Bundesamt für Entsorgung im Rahmen einer 8. Änderungsgenehmigung für das „Transportbehälterlager Ahaus (TBL-A)“ die Einlagerung von 152 Castor THTR/AVR-Behältern mit den Kugel-BE aus Jülich genehmigt und den Sofortvollzug angeordnet.
  • Dagegen hat die Stadt Ahaus am 17.08.16 Widerspruch eingelegt, dem sich am 12.06.17 ein Bürger der Stadt angeschlossen hat; am 07.11.17 wurde die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs beantragt, worauf das BfE am 19.12.17 den Sofortvollzug zurückgenommen hat.
  • Nachdem der Widerspruch gegen die Einlagerungsgenehmigung dann am 29.11. abgelehnt worden war, wurde am 13.12.17 Klage gegen die Genehmigung vor dem OVG Münster erhoben (durch die Stadt Ahaus und einen Bürger). Die Klage hatte zunächst einmal aufschiebende Wirkung. Der Beschluss, gegen die Verbringung der Jülich-BE nach Ahaus zu klagen, wurde im Ahauser Stadtrat einstimmig mit den Stimmen aller 6 Fraktionen gefasst (CDU, SPD, UWG, Bündnis90/Grüne, FDP, Wählergemeinschaft Ahaus-Wüllen).
  • Die Klage wurde Anfang 2018 begründet, am 24.01.2019 erfolgte nach mehrfacher Fristverlängerung eine Erwiderung durch die Anwälte des BfE. Danach  gab es weitere Schriftsatzwechsel.
  • In der Hauptverhandlung entschied das OVG Münster am 03.12.24, dass die Klage der Stadt Ahaus abgewiesen wird und die Einlagerungsgenehmigung für die AVR-BE im TBL Ahaus (8. Änderungsgenehmigung) rechtens sei; die Revision wurde nicht zugelassen. Die Stadt Ahaus prüft gegenwärtig noch, ob gegen die Nichtzulassung Beschwerde eingelegt werden soll.
  • Eine Transportgenehmigung für die BE aus Jülich gibt es bisher nicht. Das liegt vor allem an den Problemen, die sich durch verschärfte Anforderungen an die Sicherung von Transporten gegen äußere Einwirkungen (SEWD), sprich Terroranschläge, seit 2016 ergeben: Denen zufolge sind Zugmaschinen für die Transporte nötig, die erheblich stärker als früher gepanzert werden müssen und die ein Gewicht von 130t haben.
  • Diese Zugmaschinen sind inzwischen produziert. Drei davon stehen JEN zur Verfügung, ein viertes dem FRM II in Garching bei München.
  •  In der letzten Juniwoche 2023 (27. – 29.06.) wurden Testfahrten mit einem leeren Transporter von Jülich nach Ahaus durchgeführt. Sie dienten dazu „die Befahrbarkeit möglicher Transportwege sowie die Rangiermöglichkeiten auf dem Zwischenlager-Gelände in Ahaus zu testen“.[8]
  • Weitere Testfahrten von Jülich nach Ahaus und zurück, dann mit einem leeren Castor-Behälter, fanden im November 2023 (7.11. und 21./22.11.) statt. Sie wurden von massiven Polizeieinheiten (ca. 300 Personen) begleitet. Nach Medienberichten kam es dabei zu etlichen Problemen, z.B. im Autobahnkreuz Kaiserberg[9].
  • Die Testfahrten sind eine Voraussetzung für die Erteilung der Transportgenehmigung. Da bei den Testfahrten kein radioaktives Material transportiert wurde, war die Atomaufsicht (MWIKE) nicht in sie involviert und hat bei dem Gespräch am 19.01.24 keine Informationen über mögliche Vorfälle oder Probleme während der Probetransporte gehabt.
  • Bei einem Gespräch am 5.3.24 in Jülich haben wir  Ministerin Neubaur deshalb aufgefordert, ihre Funktion als Atomaufsicht wahrzunehmen und die fehlenden Informationen über Vorkommnisse während der Probetransporte von anderen Stellen einzuholen (Innenministerium NRW? Polizeibehörden? Transportgesellschaft Orano NCS GmbH?). Sie wollte diese Anregung „mitnehmen“. Auf Nachfrage in einem weiteren Gespräch am 12.04.24 versicherte sie, dass entsprechende Erkundigungen in Gang, aber noch nicht abgeschlossen seien. Sie wolle uns in Kürze über das Ergebnis informieren.
  • Mit Schreiben vom 28.05.24 haben wir die Ministerin erneut an unsere Nachfrage erinnert. Am 05.07.24 erhielten wir dann endlich ein Antwortschreiben, in dem Frau Neubaur einen vom NRW-Innenminister eingeholten Bericht zitiert. Darin heißt es:

„Der in Rede stehende Probetransport am 21./22.11.2023 wurde durch die Transportfirma Orano NCS GmbH durchgeführt. Zudem waren auch Begleitfahrzeuge der Polizei eingebunden. Am 21.11.2023 gegen 23:55 Uhr wurde im Bereich der Baustelle am Autobahnkreuz Kaiserberg auf der Bundesautobahn (BAB) 3 der Schwertransport streckenbedingt auseinandergezogen. Dadurch wurde der Sichtkontakt zwischen den vorweg fahrenden Begleitfahrzeugen des Schwertransportes und dem eigentlichen Schwertransportfahrzeug unterbrochen. Das Schwertransportfahrzeug verblieb deshalb auf der BAB 3 und wechselte nicht planmäßig auf die BAB 40. Da die Streckführung (sic!) zwingend einzuhalten ist, musste das Schwertransportfahrzeug zurücksetzen und auf die BAB 40 geführt werden.

Dieser Umstand führte zu einem Aufstocken des gesamten Schwertransportes, wodurch es kurzzeitig zu einer Staulage hinter dem Schwertransport kam. Der Verkehr hinter dem Schwertransport wurde auf die BAB 40 abgeleitet und anschließend mit der Rückführung des Schwertransportfahrzeuges zur Abfahrt der BAB 40 begonnen. Die Fahrbahn in Fahrtrichtung Richtung Norden der BAB 3 wurde für die Zeit der Ableitung und Rückführung komplett gesperrt (Dauer insgesamt ca. 30 Minuten). Am 22.11.2023 gegen 00:25 Uhr erreichte das Schwertransportfahrzeug die Ausfahrt zur BAB 40 und konnte die Fahrt auf der vorgesehenen Route fortsetzen.

Die kurzfristigen Verkehrslenkungsmaßnahmen wurden durch Kräfte der Polizei abgesichert. Es kam zu keinen Gefahrensituationen.”

Innenminister Reul sah also in den geschilderten Vorfällen kein ernsthaftes Problem und auch Frau Neubaur übernahm diese Darstellung ohne jeden Ansatz eines kritischen Kommentars oder einer kritischen Fragestellung.

  • In einem erneuten Schreiben an die Ministerin vom 16.07.24 warf die Bürgerinitiative  einige kritische Fragen zu dem Vorfall auf:

„Wie kann es sein, dass in einem eigens zum Schutz des Castor-LKW gegen Störmaßnahmen und sonstige Einwirkungen Dritter (SEWD) zusammengestellten Polizei-Konvoi plötzlich der Sichtkontakt verloren geht? Und wenn dies schon passiert: Hatte der Fahrer des Schwertransports keine Kenntnis von der vorgegebenen Transportroute? Hatte er kein eigenes Navigationssystem und kein Funkgerät zur Kontaktaufnahme mit den Begleitfahrzeugen zur Verfügung? Was wäre gewesen, wenn im Ernstfall (also bei einem mit hochradioaktiven Brennelementen beladenen Transportfahrzeug) der Sichtkontakt  verloren gegangen wäre? Wäre der Transporter dann inmitten eines unübersichtlichen Autobahnkreuzes ungeschützt von vorausfahrenden Polizeikräften gewesen? Und welche Rolle spielten eigentlich  die Begleitfahrzeuge des Transport-Unternehmens Orano NCS GmbH bei der Panne?“

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Mahnwache vor NRW-Wirtschaftsministerium

Gestern (18.03.) demonstrierten Vertreter der Anti-Atominitiativen aus Jülich und Ahaus sowie des BUND NRW in Düsseldorf. Zwischen 16 und 18 Uhr hielten sie eine Mahnwache vor dem NRW-Wirtschaftsministerium von Mona Neubaur ab. Damit protestierten sie gemeinsam gegen die geplanten 152 Castortransporte von Jülich nach Ahaus.
Marita Boslar aus Jülich, Martina Haase aus Aachen und Burkhard Helling aus Ahaus erhielten zudem kurzfristig die Gelegenheit, im Ministerium in einem längeren Gespräch ihren Protest gegen die Transporte und die schleppenden Neubaupläne in Jülich zu konkretisieren.

Der Termin war im Hinblick auf die nicht öffentliche Beratung (19.03.) der brisanten Castorpläne im Wirtschaftsausschuss des NRW-Landtags gewählt worden.

„CDU, SPD und Grüne müssen Castor-Wahnsinn stoppen“

Castor-Transporte Jülich/Ahaus:

  18. März, 16 Uhr: Anti-Atom-Mahnwache vor Wirtschaftsministerium / Staatskanzlei Düsseldorf

19. März: Wieder nicht-öffentliche Beratung im NRW-Landtag  

„CDU, SPD und Grüne müssen Castor-Wahnsinn stoppen“

(Beitragsbild: Hubert Perschke)

Die Anti-Atomkraft-Initiativen aus Jülich und dem Münsterland sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz protestieren am morgigen Dienstag, 18. März, um 16 Uhr mit einer Mahnwache in Düsseldorf vor dem NRW-Wirtschaftsministerium von Ministerin Mona Neubaur (Grüne) und der benachbarten Staatskanzlei von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gegen die geplanten 152 Castor-Transporte mit rund 300 000 hochradioaktiven Brennelementekugeln vom Forschungszentrum Jülich ins Atommüll-Lager Ahaus.

Anlass der Protestaktion in Düsseldorf ist eine erneut nicht-öffentliche Beratung der brisanten Castor-Pläne am jetzigen Mittwoch, 19. März, im Wirtschaftsausschuss des NRW-Landtags. Bereits zwei Tage später, am Freitag, 21. März, soll die NRW-Landesregierung gegenüber dem zuständigen Bundesamt BASE eine Stellungnahme zum seit Januar vorliegenden Entwurf einer Transportgenehmigung einreichen.

„Die schwarz-grüne NRW-Landesregierung muss gemeinsam mit der kommenden Bundesregierung für ein Aus der unverantwortlichen Transportpläne über die maroden Autobahnen von NRW sorgen. Wenn sich CDU, SPD und Grüne auf unglaublich große Finanzpakete und Grundgesetzänderungen einigen können, dann schaffen sie es in Düsseldorf und Berlin auch, das massive Sicherheitsproblem durch die Castor-Transporte für NRW vernunftorientiert zu stoppen. Ohne ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll am Horizont muss der Atommüll dort gelagert werden, wo er entstanden ist. Das bedeutet in diesem Fall die Weiterlagerung der 152 Castor-Behälter in Jülich“, erklärte Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ aus Jülich.

„Im Zeitalter von Kampfdrohnen sind weithin sichtbare Polizeikonvois mit hochradioaktivem Atommüll in der Mitte eine Horrorvorstellung. Wie soll auf den Autobahnen von NRW Dutzende Male absolute Sicherheit hergestellt werden, wenn bislang nicht ein einziges Mal eine überfliegende Drohne über Kasernen, Kraftwerken oder anderen sicherheitsrelevanten Orten ausgeschaltet werden konnte? Es ist kein Wunder, dass die Gewerkschaft der Polizei die 152 Schwertransporte mit hochradioaktivem Material von Jülich nach Ahaus massiv kritisiert. Und genau aus diesem Grund ist auch die Verschwiegenheitsstrategie der NRW-Landesregierung falsch. Die Castor-Konvois werden sich niemals auf der Autobahn verstecken lassen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht, dass die offensichtlichen Sicherheitsprobleme Priorität bekommen“, ergänzte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

„Wir erwarten von der schwarz-grünen Landesregierung eine klar ablehnende Stellungnahme zum Entwurf der Transportgenehmigung. Zudem muss Ministerpräsident Hendrik Wüst das Thema Castor bei den jetzigen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD zur Chefsache machen, damit endlich Vernunft einzieht und ein sicherheitspolitischer Super-Gau auf den Autobahnen von NRW verhindert wird. Das Land hat wirklich ganz andere Probleme, als die Polizei jahrelang in einen völlig unsinnigen Castor-Einsatz zu schicken“, appelliert Hartmut Liebermann von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“.   

Castor-Transporte: Landesregierung mauert weiter

(Beitragsbild: Younes Kraske)

Castor-Transporte Jülich/Ahaus: NRW-Landesregierung mauert weiter

‒  19. März: Wieder nicht-öffentliche Beratung im Landtag

‒  keine Antworten auf Briefe an Landesregierung

15. und 18. März: Neue Proteste in Ahaus und Düsseldorf

Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland und Jülich sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz sind darüber empört, dass sich die NRW-Landesregierung beharrlich weigert, eine öffentliche Diskussion zu den geplanten 152 Castor-Transporten mit rund 300 000 hochradioaktiven Brennelementekugeln vom Forschungszentrum Jülich ins Atommüll-Lager Ahaus zu führen. Am kommenden Mittwoch, 19. März, soll das Thema erneut nur in nicht-öffentlicher Sitzung im Wirtschaftsausschuss des NRW-Landtags diskutiert werden. Zudem warten die Anti-Atomkraft-Initiativen seit Wochen vergeblich auf Antworten zu Schreiben an NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne), Verkehrs- und Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) und Innenminister Herbert Reul (CDU). In den Briefen geht es unter anderem um die vielfältigen Sicherheitsprobleme der Castor-Transporte. Bereits am 21. März soll die NRW-Landesregierung gegenüber dem zuständigen Bundesamt BASE eine Stellungnahme zum seit Januar vorliegenden Entwurf einer Transportgenehmigung einreichen.

Aus diesem Grund rufen die Initiativen und der BBU für den jetzigen Samstag, 15. März, um 11.30 Uhr zu einem Protest-„Samstagsspaziergang“ in der Ahauser Innenstadt auf. Auftakt ist vor dem Rathaus.

Und am Dienstag, 18. März, veranstalten die Initiativen ab 16 Uhr eine Mahnwache vor dem Düsseldorfer Wirtschaftsministerium in der Berger Allee, unmittelbar neben der Staatskanzlei.

„Die NRW-Landesregierung taucht zum Thema Castor einfach ab. Dabei wollte sie eigentlich eine Weiterlagerung in Jülich ermöglichen, die wir angesichts der massiven Sicherheitsprobleme der anvisierten Atommüll-Transporte auch weiterhin fordern. Das Forschungszentrum Jülich hat den hochradioaktiven Atommüll produziert, also muss er auch in Jülich weiter gelagert werden. Dazu braucht es jetzt eine befristete Duldung für das existierende Zwischenlager, eine Rücknahme der Räumungsanordnung sowie zeitgleich den Bau eines neuen, zeitgemäßen Zwischenlagers, bis gegen Ende des Jahrhunderts hoffentlich ein bundesweites Endlager gefunden ist“, erklärte Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ aus Jülich.

„Die Gewerkschaft der Polizei kritisiert massiv aufgrund der eklatanten Sicherheitsprobleme und des enormen Aufwands die 152 Schwertransporte mit hochradioaktivem Material von Jülich nach Ahaus. Die IHK weist nochmals auf die schlechte Infrastruktur und insbesondere die maroden Autobahn-Brücken hin. Es ist ganz klar, dass diese Castor-Transporte für NRW ein erhebliches Sicherheitsrisiko bedeuten – doch die NRW-Landesregierung schweigt. Das können und wollen wir nicht akzeptieren. Deshalb tragen wir unseren Protest von Jülich und Ahaus aus auch nach Düsseldorf zum Wirtschaftsministerium und zur Staatskanzlei. Wir fordern eine eindeutig ablehnende Stellungnahme zum Entwurf der Castor-Transportgenehmigung. Die Landesregierung muss endlich aufwachen“, ergänzt Hartmut Liebermann von der BI „Kein Atommüll in Ahaus“.

Verschleiert die NRW-Landesregierung ihre Untätigkeit?

(Beitragsbild: Michael Gaida | pixabay.com)

Nicht öffentliche Sitzung zu Castor-Transporten:

Soll Geheimniskrämerei die Untätigkeit der schwarz-grünen Landesregierung verschleiern?

Anti-Atomkraft-Initiativen: Läuft Zeit für politische Lösung ab?

Die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland und aus Jülich, der BUND NRW sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz üben scharfe Kritik an der schwarz-grünen Landesregierung. Sie bemängeln die aktuelle Geheimniskrämerei bezüglich der Castor-Transporte von Jülich nach Ahaus.

„Vor zwei Wochen informierte Frau Neubaur nur unvollständig über die Probleme mit dem Atommüll in NRW, jetzt werden die Sitzungen einfach für nicht öffentlich erklärt. Das ist das Gegenteil von transparenter und vertrauensvoller Atompolitik!“, zeigt sich Jens Dütting vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen entsetzt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die NRW-Atomaufsicht der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt die Einsicht in die Monatsberichte der Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) bezüglich des weiteren Umgangs mit dem Atommüll verwehrt.

„Das erinnert eher an die Atompolitik und die Castor-Transporte der 1990er und 2000er Jahre“, so Jens Dütting weiter. Neben den Anti-Atomkraft-Initiativen haben inzwischen auch die Gewerkschaft der Polizei und die NRW-SPD erkannt, dass diese Atompolitik zu einer massivem Belastung und Gefährdung der NRW-Bevölkerung durch 152 Castor-Transporte führen wird.

Nach Ansicht der Initiativen hat die schwarz-grüne Landesregierung seit Regierungsantritt wertvolle Zeit verstreichen lassen, um ein neues, möglichst sicheres Zwischenlager in Jülich voranzutreiben. „Seit 15 Jahren fordern wir den Neubau. Doch die Atommüllverursacher konzentrieren sich nur auf den Abtransport der Jülicher Castoren. Es ist unverständlich, warum die NRW-Atomaufsicht keinen öffentlichen Druck auf die JEN und die zuständigen Bundesministerien ausübt. Die JEN ist ein Staatsunternehmen. Mona Neubaur darf sich nicht nur auf die Bereitstellung eines Grundstücks durch das Land zurückziehen. Sie sollte nicht einfach abwarten, bis das BASE die von der JEN gestellten Transport-Anträge formal-juristisch bearbeitet“, so Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor„.

Auch wenn die Transport-Genehmigung für die Castoren kommt, heißt dass nach Einschätzung der Anti-Atomkraft-Initiativen aber nicht, dass diese auch direkt rollen müssen: Die Durchführung ist aufgrund des immensen Sicherheitsaufwandes für die Polizei fraglich, zumal bei 152 Einzeltransporten immer mehr Informationen über Ablauf und Route bekannt werden, damit steigt die Anschlagsgefahr. „Jetzt müssen alle politisch Verantwortlichen intervenieren, um diese Szenarien zu verhindern“, fordern die Atomkraftgegner*innen von Jülich bis Ahaus gemeinsam. „Dafür werden wir am 15. März um 11.30 Uhr wieder in der Ahauser Innenstadt demonstrieren!“      

  • Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)

Quellen:

https://www.spd-fraktion-nrw.de/pressemeldung/atomtransporte-in-nrw-trotz-massiver-kritik-aufgrund-der-untaetigkeit-von-ministerin-neubaur-nur-noch-eine-frage-der-zeit/

https://www.ausgestrahlt.de/presse/uebersicht/atommull-skandal-julich-ministerium-halt-akten-unt/

Sondersitzung im Landtags-Wirtschaftsausschuss: Jülicher Castoren

Heute (25.02) Castor-Sondersitzung im Landtags-Wirtschaftsausschuss

Anti-Atomkraft-Initiativen fordern von Land und Bund:

Anlässlich der heutigen nicht-öffentlichen Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses im NRW-Landtag erneuern die Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland und Jülich mit Blick auf die unüberschaubare Sicherheitslage und die ungelöste Atommüll-Endlagerung eindringlich ihre Forderung, die geplanten 152 Castor-Transporte mit rund 300 000 hochradioaktiven Brennelementkugeln vom Forschungszentrum Jülich ins Zwischenlager Ahaus abzusagen.

Bereits letzte Woche hat auch die Gewerkschaft der Polizei nachdrücklich vor diesem jahrelangen sicherheitspolitischen Kraftakt auf den Autobahnen von NRW gewarnt. Die Anti-Atomkraft-Initiativen haben aktuell zudem an Wirtschaftsministerin Neubaur, Umweltminister Krischer sowie Innenminister Reul geschrieben, um sie nochmals auf die massiven Sicherheitsgefahren hinzuweisen. Allein für die Transportsicherung müssten über zwei Jahre mehrere Polizei-Hundertschaften fast nur für die Castor-Sicherung abgestellt werden. Das ist völlig unverantwortlich.

Die Initiativen fordern weiterhin, dass die 152 Castor-Behälter mit den rund 300 000 hochradioaktiven Brennelementkugeln aus dem Forschungszentrum Jülich auch zukünftig in Jülich gelagert werden, denn dort ist der Atommüll auch entstanden. Dazu braucht es jetzt eine befristete Duldung für das existierende Zwischenlager, eine Rücknahme der Räumungsanordnung sowie zeitgleich den Bau eines neuen, zeitgemäßen Zwischenlagers, bis gegen Ende des Jahrhunderts hoffentlich ein bundesweites Endlager gefunden ist.

„Für die absehbar notwendige Langzeitlagerung der 152 Castoren ist die jetzige Lagerhalle in Ahaus nicht geeignet. Sie hat nur eine Genehmigung bis 2036, wie auch die GdP richtig anmerkt. Auch Reparaturen an den Castoren müssten weiterhin in Jülich durchgeführt werden. Die verkündete Zielsetzung der NRW-Landesregierung, den Atommüll aus Jülich vor Ort zu belassen und nicht nach Ahaus zu transportieren, muss nun mit Nachdruck umgesetzt werden. Wirtschaftsministerin Neubaur muss jetzt handeln, um das Castor-Chaos auf den NRW-Autobahnen zu verhindern“, erklärte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

Auch Gewerkschaft der Polizei gegen Castor-Transporte

Beitragsbild: © Hubert Perschke

Sicherheit, Sinnhaftigkeit und Durchführbarkeit fraglich

Atomkraftgegner*innen fordern Absage von Innenminister Reul

Die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland und aus Jülich sowie der BUND NRW und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz sehen sich durch die gestrige Pressemitteilung (19.02.) der Gewerkschaft der Polizei (GdP) NRW in ihrer Kritik bestätigt: Genau wie die Atomkraftgegner*innen sieht die GdP Probleme in den maroden Straßen und Brücken für die über 130 Tonnen schweren Castor-LKW, eine angespannte Sicherheitslage und einen nicht nachvollziehbaren Aufwand für die Polizei. Denn auch die GdP hat erkannt, dass die Castoren gegebenenfalls 2036 aus Ahaus wieder abgeholt werden müssen, wenn das dortige Zwischenlager wegen Sicherheitsbedenken keine neue Genehmigung erhält. Bereits 2011 hatte die GdP an der Sinnhaftigkeit der Castortransporte gezweifelt.

„Bereits bei den Probetransporten waren nach unseren Informationen jeweils mehr als drei Hundertschaften der Polizei im Einsatz. Trotzdem kam es im Kreuz Kaiserberg zu Problemen, bei dem der Castor-LKW falsch abbog und dann zurücksetzen musste. Beantragt sind beim BASE 152 Einzeltransporte. Das sind angesichts der aktuellen Sicherheitslage 152 potenzielle Sabotage- oder Anschlagsziele, die kaum zu sichern scheinen“, erklärt Kerstin Ciesla vom BUND NRW.

Die jüngsten Vorfälle mit Spionage-Drohnen über Bundeswehrstützpunkten und der Angriff mit einer Kampf-Drohne auf die AKW-Ruine Tschernobyl zeigen, dass die Gefahren real sind. Die Risiken durch Unfälle und Drohnen-Angriffe hatte auch eine Studie im Auftrag der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt herausgestellt.

Nach Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen und Verbände muss nicht nur das NRW- Wirtschaftsministerium zum Entwurf der fast fertigen Transportgenehmigung des BASE Stellung nehmen, sondern auch das NRW-Innenministerium.

„Herbert Reul muss dem BASE klar machen, dass die Sicherheitsrisiken zu hoch und die schiere Anzahl der Castor-Transporte nicht durchführbar sind“, fordert Jens Dütting vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. „Mit einer ablehnenden Stellungnahme der von Atomaufsicht, Innen- und Verkehrsministerium kann die schwarz-grüne NRW-Landesregierung nun zeigen, wie ernst sie ihren Koalitionsvertrag nimmt.“

Nach Ansicht der Atomkraftgegner*innen müssen endlich und zügig ernsthafte Schritte für den Neubau eines Zwischenlagers nach neuesten Standards in Jülich unternommen werden.

„Es kann nicht sein, dass die Verursacher in Jülich sich trotz aller offensichtlicher Probleme aus der Verantwortung ziehen“, so Marita Boslar vom Jülicher Aktionsbündnis „Stop Westcastor“.

  •  Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)

Quellen:

https://www.gdp.de/nrw/de/stories/2025/02/14022025_pmcastoren

https://rp-online.de/politik/polizeigewerkschaft-gegen-castor-transport-in-nrw_aid-13664441

https://www.ausgestrahlt.de/themen/atommuell/hochradioaktiv/zwischenlagerung/castortransporte-vom-zwischenlager-julich-nach-ahaus/gefahren-bei-castortransporten/